Wednesday 29 June 2011

Google Earth ™ und die archäologische Erforschung Afghanistans (ASAGE-Projekt)

Abb. 2: Das Google Earth-Bild und der ASAGE-Plan von Qual'a-i Hauz

From 2008 museo-on.com
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Zahlreiche bemerkenswerte afghanische Fundorte, wie z.B. die hellenistische Stadt Aï Khanum (Bernard 1982) und eine grosse Vielzahl wertvoller Funde sind uns bereits durch archäologische Forschungen früherer Jahrzehnte in Afghanistan bekannt. Eine Kostprobe dieser Kunstgegenstände war Anfang des Jahres in europäischen Museen ausgestellt und kann momentan in der Wanderaustellung `Hidden Treasures from the National Museum, Kabul’ in den USA besichtigt werden (James 2007; Zorich 2008). Trotzdem ist unser Wissen über Afghanistans archäologische Hinterlassenschaften fragmentarisch – die bisherige Forschung hat nur kleine Teile des Landes im Detail erfasst (etwa durch französische und deutsche Feldforschung in Sistan im Südwesten Afghanistans, siehe z.B. Fischer 1983; Fischer et al. 1974-76; Hackin 1959), während große Gebiete des Landes praktisch unerforscht blieben (Ball 1982: 21). Die andauernden gewalttätigen Konflikte und die Gefahr, die die nicht-detonierte Munition dreier Jahrzehnte darstellt machten die weitere archäologische Erforschung vieler Teile Afghanistans unmöglich. Als Resultat wird diese uneinheitliche wissenschaftliche Aufarbeitung jetzt und auch in absehbarer Zukunft die räumliche Analyse von Afghanistans archäologischen Überresten behindern. Dies bedeutet für Archäologen, dass sie alternative Datenquellen finden müssen, um die Beschaffenheit und die Verteilung archäologischer Fundorte in Afghanistan zu erforschen.

Eine Option bieten Luftbilder und in zunehmendem Maße auch Satellitenbilder, welche alternative Sichtweisen auf archäologische Fundstätten und Landschaften eröffnen. Obwohl solche Daten, besonders in guter Qualität, oft schwer oder nur teuer zu erstehen sind, gibt es Datensätze wie z.B. die Spionagesatellitenbilder der vor kurzem freigegebenen CORONA-Serien aus den 1960er und 1970er Jahren, welche ein billiges wissenschaftlich auswertbares Archiv darstellen. Zudem haben solche Archive den Vorteil, dass sie ‘Schnappschüsse’ von Landschaften liefern, die mittlerweile erheblich durch neue städtische und landwirtschaftliche Expansion verändert worden sind (Beck et al. 2007; Goossens et al. 2006; Philip et al. 2002; Ur z.B. 2003).

Die Einführung des ‘virtuellen Globus’’ Google Earth (http://earth.google.com/) 2005 hat die Art und Weise verändert, wie wir die Welt durch Satellitenbilder betrachten (McCamish 2008). Google Earth stellt jedem der Zugang zu einem entsprechend leistungsfähigen Internetanschluss hat Bilder mit hoher Auflösung von ausgewählten Teilen der Welt kostenlos zur Verfügung - und hat somit das Interesse tausender `Arm-chair'-Archäologen erregt (Handwerk 2006). Obgleich einige Berufsarchäologen das Potenzial dieser neuen Datenquelle schnell erkannten (Beck 2006; Ullmann und Gorokhvich 2006; Ur 2006), werden Google Earth-Bilder von den meisten Altertumsforschern nur verwendet, um Vorträge anschaulicher zu gestalten und um in den Vorstufen zur Feldarbeit einen geographischen Überblick zu bekommen (Fleming 2008). Nur wenige Wissenschaftler haben Studien veröffentlicht, in denen Google Earth-Bilder verwendet worden sind (mit Ausnahme von Petrie 2008).

Das ‘Archaeological Sites of Afghanistan in Google Earth’-Projekt (ASAGE) ist ein innovativer Versuch Google Earth-Bilder als archäologische Datenquelle zu verwerten. In Afghanistan decken Google Earth-Bilder mit hoher Auflösung ca. 46.000 km2 (7%) des Landes ab. In dieses Gebiet fallen 250 (19%) der 1286 bekannten archäologischen Fundstätten Afghanistans (Ball 1982), wobei von 217 (87%) davon noch nicht einmal rudimentäre Pläne existieren. Das ASAGE-Projekt konzentriert sich folglich auf drei methodische Ansätze.

Durchsicht und Prüfung der vorhandenen Pläne und Beschreibungen der bekannten archäologischen Fundplätze und gegebenenfalls deren Ergänzung durch Details
Anfertigung ausführlicher Skizzenpläne der unkartierten bekannten archäologischen Fundplätze
Analyse der Bilder mit hoher Auflösung in den bisher unerforschten Regionen, um mögliche unbekannte Fundorte zu lokalisieren.

[1] David Thomas (e-mail: dcthomas@students.latrobe.edu.au ) befindet sich im letzten Jahr seines PhD-Studiums der Mittelalterarchäologie Zentralasiens an der La Trobe University, Australien (http://www.latrobe.edu.au/archaeology/ ). Claudia Zipfel ist ebenfalls eine Doktorantin des Archaeology Program an der La Trobe University, übersetzte diesen Artikel und ist am Projekt als Kartographin beteiligt. Suzanna Nikolovski ist eine Studentin des gleichen Instituts. Dr. Fiona Kidd ist eine ARC Habilitationsstipendiantin der University of Sydney. Das ASAGE-Projekt wird durch eine Förderung (an Dr. Alison Gascoigne, University of Southampton, Großbritannien) des Cary Robertson Fund, Trinity College, Cambridge finanziert.

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