Die Konservierung und Dokumentation der Grabbeigaben des Felsgrabs im mongolischen Altai, mit der Studenten der FH Köln betraut waren, ist nun vollendet.
Die Ergebnisse des Gemeinschaftsprojekts der Fachhochschule Köln, der Universität Bonn, des LVR-LandesMuseums Bonn und des Instituts für Archäologie der Mongolischen Akademie der Wissenschaft können ab dem 26. Januar 2012 in der Sonderausstellung »Steppenkrieger. Reiternomaden des 7.- 14. Jahrhunderts aus der Mongolei« im LVR-Landesmuseum Bonn besichtigt werden.
Herzstück dieser Ausstellung bilden die restaurierten und dokumentierten Funde der 2008 entdeckten mongolischen Felsgräbern des 7.-11. Jahrhunderts, in denen sich aufgrund des trockenen Klimas zahlreiche Textilreste erhalten haben.
Aufsehen erregend sind vor allem die Funde aus Dugui Cahir (11. Jahrhundert), zwei unterschiedliche Gewändern aus der reiternomadischen Kultur.
Damit liegen zum ersten Mal originale Beispiele von Bekleidung aus dem 11. Jh. vor, die bis heute nur aus Abbildungen bekannt sind.
Die Nahaufnahme zeigt einen kleinen Ausschnitt vom Seidenkaftan (Foto: FH Köln/Thilo Schmülgen)
Maike Piecuch und Laura Peters, beide Masterstudentinnen an der FH Köln, gelang es unter der Leitung von Prof. Dr. Annemarie Stauffer, aus den vielen Einzelteilen einen einzigartigen Seidenkaftan aus chinesischem Damastgewebe und den ältesten bis heute bekannten Wolldeel (einen Mantel aus Wollfilz) zu rekonstruieren.
»Die Seide wurde in üppigster Weise verarbeitet – der Kaftan besteht vollständig aus Seide«, schwärmt Professorin Annemarie Stauffer. »Das lässt Rückschlüsse auf die hohe Position und den Reichtum seines Besitzers zu und zeigt, dass man einen Zugang zu Handelsgütern und Zugang zu China hatte. Allerdings wissen wir noch nicht auf welchen Wegen der Seidendamast in die Nordmongolei kam.« Nur Chinesen konnten damals Damastseide weben. Möglicherweise war der Seidendamast ein wertvolles Geschenk. Der Träger muss ein sehr hoch gestellter Reiterfürst gewesen sein, selbst das Innenfutter ist aus Seide. Der raffinierte Schnitt wirft ein neues Licht auf die herausragenden Leistungen der reiternomadischen Kultur: »Wir wussten«, so Prof. Dr. Annemarie Stauffer, »dass die Ärmel der Reitergewänder in unterschiedlicher Weise getragen werden konnten. Erst jetzt wissen wir, wie das Gewand konkret geschneidert war und getragen wurde. Es hat sehr lange Ärmel, durch Schlitze unter den Armen konnten die Arme zum Reiten aus den Ärmeln gezogen und diese mit einem Knopf am Rücken befestigt werden.«
Auch der 1000 Jahre alte Wollmantel belegt höchste Schneiderkunst der ebenso gefürchteten wie bewunderten Reiternomaden (Foto: J. Vogel/LVR-LandesMuseum Bonn)
Höchste Schneiderkunst belegt auch der zweite Textilfund, der Wollmantel. Er besteht aus einzelnen zusammen genähten Bahnen. Das Besondere sind die Feinheit und die Verarbeitung des Tuchs. Der Mantel ist hochfunktionell geschneidert: Oben eng anliegend, unten weit geschnitten (damit man aufs Pferd steigen konnte), und so genäht, dass der Reiter nicht auf den Nähten sitzen musste und seine Beine geschützt waren. Zudem hatte er eine Kapuze zum Schutz gegen die Witterung. Auch zeigt er die Besonderheiten der reiternomadischen Tracht: einen besonderen Dekor aus farblich abgesetztem Filz und kunstvolle Verschlüsse. Bis heute stellt er das älteste derartige Gewand dar.Und das alles in einer sehr feinen Faser, schön und gleichmäßig verarbeitet.
Maike Piecuch (Masterstudentin), Laura Peters (Masterstudentin), Prof. Dr. Annemaire Stauffer, Leiterin der Studienrichtung Restaurierung und Konservierung von Textilien und Archäologischen Fasern der Fachhochschule Köln (Foto: FH Köln/Thilo Schmülgen)
Die Erforschung, Rekonstruktion und anschließende Konservierung der Gewänder wurde von der Gerda Henkel Stiftung und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Bis zum 29. April 2012 präsentiert die Sonderausstellung nun erstmals anhand einzigartiger Objekte Bewaffnung, Ausrüstung und Kleidung der Nomaden. Anhand der Objekte gelingt ein tiefer Einblick in das Leben der Steppennomaden und damit in eine kulturelle Welt, die immer wieder die mitteleuropäische Geschichte maßgeblich beeinflusst hat. Die neuen Erkenntnisse sind Meilensteine der Kulturgeschichte und in der Erforschung der mongolischen Kultur.
Presseinfo FH Köln
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